Von Denis Reinhardt
Neben den Nettofinanzverbindlichkeiten ist oftmals auch das Net Working Capital einer der zentralen Diskussionspunkte einer M&A-Transaktion. Wieso dies so ist, wird mit einem einfachen Beispiel klar: Sie übernehmen ein Unternehmen und wollen mit der Produktion von Gütern beginnen, doch die Warenlager sind komplett leer. Die Produktion bleibt aus und neue Waren müssen erst besorgt werden bevor das Unternehmen in der Lage ist den erhofften wirtschaftlichen Nutzen zu erbringen.
Auch wenn dieses Beispiel recht extrem ist, so verdeutlicht es die Bedenken eines potentiellen Käufers. Aber auch ein Verkäufer, der noch kurz vor dem Unternehmensverkauf neue Materialien für eine zukünftige Großauftrag erworben hat, sollte sich einen Überblick über das Net Working Capital verschaffen. Unternehmer ohne M&A-Erfahrung würden bei solchen Sachverhalten nicht zwangsweise an eine Anpassung des Kaufpreises denken. Hier kann ein externes Sparring verdeckte Potentiale aufdecken. Bei der Ermittlung des objektiven Wertes eines Unternehmens sind eben auch jene Kenngrößen relevant, welche nicht in der Gewinn- und Verlustrechnung eines Unternehmens auftauchen.
Das einfachste Modell des Working Capital ist das Trade Working Capital, welches sich aus den Vorräten, Forderungen und Verbindlichkeiten aus Lieferung und Leistung ergibt. Doch bereits bei diesem einfachen Modell kann es komplizierten Fragestellungen kommen. So wird in Verhandlungen auf ein abweichen des Working Capital von dem normalen Niveau oft mit einer Anpassung des gezahlten Kaufpreises reagiert. Doch was ist ein normales Niveau? Ist es ein konstanter Anteil des Umsatzes? Ist es ein konstanter Wert? Wie werden die Wertschwankungen von Rohstoffpreisen berücksichtigt? Inflation?
Ein vollumfängliches Modell des Working Capital umfasst ebenfalls alle anderen Bereiche einer Bilanz, welche nicht das Anlagevermögen oder die Nettofinanzverschuldung betreffen. Dabei können beispielsweise erhaltene Anzahlungen schnell zu einem großen Einflussfaktor werden.
Selbst ein vermeintlich einfaches Modell bringt viele Fragestellungen mit sich. Dies wird mit der Einbindung von weiteren Positionen für ein vollumfängliches Net Working Capital nicht einfacher. Es gilt eine individuelle auf das Unternehmen zugeschnittene Lösung zu finden. Hierbei kann die Beratungsleistung der i-capital durch einen breiten Erfahrungsschatz und eine Außenansicht einen Mehrwert erzeugen. Denn nicht immer sprechen Käufer und Verkäufer die gleiche Sprache oder agieren gar in der gleichen Branche. Hier bedarf es einem Mediator.
Zuletzt ist die korrekte Identifizierung aller relevanten Bilanzpositionen nicht immer trivial. So bedarf es bei der Zuordnung nicht nur das Verständnis der erfassten Sachverhalte, sondern auch ein umfangreiches Verständnis der Funktionsweise des Net Working Capital.
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